Deutsches Atlantikwall-Archiv
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Die Kanalinseln / Channel Islands / Iles NormandesIn der Bucht von St. Malo befindet sich dieses Archipel, welches den zweifelhaften Ruhm besitzt, das einzige von den Deutschen im II. Weltkrieg besetzte britische Territorium (korrekterweise: im Besitz der britischen Krone) gewesen zu sein.
Die propagandistische Schlußverfolgerung konnte deutscherseits nur heißen, an der Besetzung unter allen Umständen festzuhalten - und sei es strategisch auch noch so unsinnig. Infolgedessen reihte sich die deutsche Besatzung der Kanalinseln 1945 in die Reihe der von den Alliierten "ausgesparten" Festungsbesatzungen ein, die ebenfalls noch an der französischen Küste - oft mehr schlecht als recht - ihre Stellungen "hielten".
Im Vergleich zu den Gepflogenheiten anderer Länder, an deren Küsten die Bauwerke des Atlantikwalls nicht zuletzt durch den wachsenden Tourismus stetig beseitigt werden, sind die drei Hauptinseln Jersey, Guernsey und Alderney regelrechte Kleinodien für den Festungsliebhaber – gibt es doch überall etwas zu entdecken.
Von Ferienappartementburgen verschont, idyllisch und wildromantisch im Ärmelkanal gelegen, ist hier der Massentourismus mit all seinen negativen Folgen noch unbekannt. Das kommt natürlich sowohl den Einwohnern, der Natur mit den dortigen einzigartigen klimatischen Bedingungen als auch den architektonischen Überresten auf den Inseln entgegen.
Eine weitere Ausnahme macht die Kanalinseln letztendlich zu einem einzigen Festungsmuseum: hier existiert eine einflußreiche regionale Lobby, die sich für den Erhalt und Unterhalt der Festungsbauten aller Epochen mit großem Erfolg stark macht. Es ist dies die CIOS - Channel Islands Occupation Society - sowie deren Festungsfreunde, die sich emsig und ohne Ressentiments um die Restaurierung so manchen Bunkers kümmern.
Vielleicht liegt der unbeschwerte Umgang mit den deutschen Hinterlassenschaften
auch in dem besonderen Verhältnis zu den Deutschen begründet, die die Inseln
immerhin fünf Jahre lang besetzt hielten und mit denen die Einwohner auf engstem
Raum klarkommen mußten, zuletzt unter härtesten Bedingungen im Winter der
Isolation 1944/45.
Andererseits findet man viele der anderswo so üblichen Regelbauten hier überhaupt nicht oder nur sehr selten. Die allgegenwärtige 50mm Kampfwagenkanone beispielsweise wurde nur sehr selten eingesetzt, statt den R 612 für Feldgeschütze wurde die 105 mm K 331 (f) in Schartenstände installiert und in großer Stückzahl kam die 47 mm Festungspak K 36 (t) in den verschiedensten Bauwerkstypen zum Einbau.
Schartenstände für große Kaliber gab es aufgrund der geforderten Rundumwirkung überhaupt nicht. Statt schwerer Panzerabwehrkanonen in Schartenständen kam der R 670 oder der für die Kanalinseln so typische Jägerstand zum Einsatz - aber nicht in Batterieaufstellung, sondern für ein flankierendes Einzelgeschütz – der oben erwähnten französischen 105 mm K 331! Der Einbau erfolgte sehr oft in den Mauern alter britischer Forts oder in Schluchten der Steilküste. Abschließend kann der Besuch der Kanalinseln nur empfohlen werden - vielleicht findet man dann auch das eine oder andere "Schmankerl" - so wie unser Mitarbeiter Andreas Günnel, dem wir die Fotos zu unserem Kapitel Kanalinseln verdanken. Alle Fotos des Abschnitts Kanalinseln wurden uns - wenn nicht
anders vermerkt - von Andreas Günnel zur
Verfügung gestellt.
Zur Vertiefung
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Stand: 22. März 2023Impressum |