Deutsches Atlantikwall-Archiv

Kanalinseln

 

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Die Kanalinseln / Channel Islands / Iles Normandes

In der Bucht von St. Malo befindet sich dieses Archipel, welches den zweifelhaften Ruhm besitzt, das einzige von den Deutschen im II. Weltkrieg besetzte britische Territorium (korrekterweise: im Besitz der britischen Krone) gewesen zu sein.

Nationalsozialistisches Wunschdenken in der Batterie Mirus / Guernsey

Die propagandistische Schlußverfolgerung konnte deutscherseits nur heißen, an der Besetzung unter allen Umständen festzuhalten - und sei es strategisch auch noch so unsinnig. Infolgedessen reihte sich die deutsche Besatzung der Kanalinseln 1945 in die Reihe der von den Alliierten "ausgesparten" Festungsbesatzungen ein, die ebenfalls noch an der französischen Küste - oft mehr schlecht als recht - ihre Stellungen "hielten".

Idylle in der Bucht des Mont St. Michel vor der Batterie Lothringen / Jersey

Im Vergleich zu den Gepflogenheiten anderer Länder, an deren Küsten die Bauwerke des Atlantikwalls nicht zuletzt durch den wachsenden Tourismus stetig beseitigt werden, sind die drei Hauptinseln Jersey, Guernsey und Alderney regelrechte Kleinodien für den Festungsliebhaber – gibt es doch überall etwas zu entdecken.

Kampfwagenturm im Elisabeth Castle

Von Ferienappartementburgen verschont, idyllisch und wildromantisch im Ärmelkanal gelegen, ist hier der Massentourismus mit all seinen negativen Folgen noch unbekannt. Das kommt natürlich sowohl den Einwohnern, der Natur mit den dortigen einzigartigen klimatischen Bedingungen als auch den architektonischen Überresten auf den Inseln entgegen.

Marinepeilstand MP 2 La Corbiere / Jersey

Eine weitere Ausnahme macht die Kanalinseln letztendlich zu einem einzigen Festungsmuseum: hier existiert eine einflußreiche regionale Lobby, die sich für den Erhalt und Unterhalt der Festungsbauten aller Epochen mit großem Erfolg stark macht. Es ist dies die CIOS - Channel Islands Occupation Society - sowie deren Festungsfreunde, die sich emsig und ohne Ressentiments um die Restaurierung so manchen Bunkers kümmern.

R 632 bei La Mare Mill Es wimmelt von Militärmuseen und restaurierten Bunkern - hier das Innere eines R 632 bei La Mare Mill / Jersey

Vielleicht liegt der unbeschwerte Umgang mit den deutschen Hinterlassenschaften auch in dem besonderen Verhältnis zu den Deutschen begründet, die die Inseln immerhin fünf Jahre lang besetzt hielten und mit denen die Einwohner auf engstem Raum klarkommen mußten, zuletzt unter härtesten Bedingungen im Winter der Isolation 1944/45.
Vor allem die frühe Befestigung der Inseln mit hoher Priorität, die Isolation gegenüber dem Festland und den dortigen Festungspionierdienststäben und die exponierte Lage in der weiten Bucht zwischen Paimpol und dem Cotentin erzeugten auf den Inseln ein Konglomerat seltenster Bauwerkstypen, die sonst nirgendwo mehr anzutreffen sind. Hier kann man auch Bauformen bewundern, die in der Entwicklung zwischen den Westwall- und den beginnenden Atlantikwall-Regelbautypen der 600er Serie liegen und die teilweise von zivilen Stellen entwickelt wurden.

Jägerstand Nordwest Der Ringstand eines "Jägerstandes" im Fort Hommet / Guernsey

Andererseits findet man viele der anderswo so üblichen Regelbauten hier überhaupt nicht oder nur sehr selten. Die allgegenwärtige 50mm Kampfwagenkanone beispielsweise wurde nur sehr selten eingesetzt, statt den R 612 für Feldgeschütze wurde die 105 mm K 331 (f) in Schartenstände installiert und in großer Stückzahl kam die 47 mm Festungspak K 36 (t) in den verschiedensten Bauwerkstypen zum Einbau.

R 631 bei l’Oeilliere R 631 bei l’Oeilliere mit 47 mm Pak K 36 (t) / Jersey

Schartenstände für große Kaliber gab es aufgrund der geforderten Rundumwirkung überhaupt nicht. Statt schwerer Panzerabwehrkanonen in Schartenständen kam der R 670 oder der für die Kanalinseln so typische Jägerstand zum Einsatz - aber nicht in Batterieaufstellung, sondern für ein flankierendes Einzelgeschütz – der oben erwähnten französischen 105 mm K 331! Der Einbau erfolgte sehr oft in den Mauern alter britischer Forts oder in Schluchten der Steilküste.

R 670 im Fort Grosnez / Alderney In Uferklippen eingepaßter Jägerstand

Abschließend kann der Besuch der Kanalinseln nur empfohlen werden - vielleicht findet man dann auch das eine oder andere "Schmankerl" - so wie unser Mitarbeiter Andreas Günnel, dem wir die Fotos zu unserem Kapitel Kanalinseln verdanken.

Gut getarnte Scharte im Hafen von Gorey Schalttafel im R 609 des Festungskommandanten von Alderney

Alle Fotos des Abschnitts Kanalinseln wurden uns - wenn nicht anders vermerkt - von Andreas Günnel zur Verfügung gestellt.
 

 

Zur Vertiefung

[1] DAWA Nachrichten 25/26 - Sonderbauten für die 4,7 cm Pak K 36 (t) (Festungspak)
[2] Sonderband 10 - Die Heeresregelbauten des Atlantikwalls
[3] Sonderband 13 - Panzersperren und andere Hindernisse
[4] Sonderband 22 – Militärmuseen auf den Kanalinseln

 

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Stand: 22. März 2023

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