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Bauprogramme des Westwalls
Stand 25.10.2014
Im Gegensatz zu Befestigungslinien, die von Anfang als Ganzes geplant wurden, wuchs der Westwall mit der zur Verfügung stehenden (knappen) Zeit sowohl quantitativ als auch qualitativ.
Je nach Bauzeitraum unterscheidet man einige Bauprogramme, deren bautechnische Ausführung in Ausbaustärken, Nahverteidigungsmöglichkeiten und taktischen Ausführungen etliche Differenzen aufweisen.
Grenzwacht-Bauprogramm
Diese ab 1936 errichteten Kleinstanlagen sollten lediglich einen ersten Widerstandspunkt bilden und bestanden aus einem Kampfraum ohne Unterkunftsräume. Im Gegensatz zu späteren Bauten gehörten sie nicht zu den sogenannten 'ständigen Befestigungsanlagen'.
Die Wand- und Deckenstärken liegen noch weit unter 1 m Betondicke. Die ersten Anlagen entstehen.
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D-2 Stand in Höfen, versteckt
im westwalltypischen Dickicht |
C-1 - Schartenfront ohne die mittlerweile demontierte Schartenplatte 10 P7 |
Pionierprogramm
Die ersten Panzereinbauteile (stählerne Schartenplatten etc.) kommen zur Auslieferung und schützen die hinter Scharten eingesetzten Waffen.
Hier unterschied man zwei Hauptausbaustufen: 'C'-Bauwerke für den Einsatz in kampfwagenuntauglichem Gelände (Waldgebiete), 'B1'-Bauwerke für alle anderen
Einsatzorte.
Rechts eine MG-Schartenplatte 10 P7 hinter Betonvorpanzer. Man beachte die Aussparung für die Optik. |
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Der rückwärtige MG-Schartenstand
der Brückenverteidigungsanlage Besseringen mit Schartenplatte 10 P7 |
Sulzbach
B1-23 mit 3-Schartenkuppel 61P8 |
Limes-Bauprogramm
1938 - die Regelbautechnik kommt vollends zum Tragen. Stärker armierte Bauwerke werden in Massen erstellt. Die Logistik wird weiter perfektioniert - die gesamte Westgrenze gleicht einer riesigen Baustelle.
Die Deckenstärken betrugen 1,50 m Betondicke, die Kampfräume wurden
etwas schwächer ausgeführt. Aufgrund des stockenden Nachschubes von Panzereinbauteilen werden die Bauwerke so gebaut, daß möglichst wenig Panzerteile
eingebaut wurden.
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R 10
Gruppenunterstand mit angehangenem Kampfraum bei Körprich
Im Bild ist der Kampfraum sichtbar - rechts frontal wirkende, offene Maulscharte, links flankierende Treppenscharte |
R 10 - Gruppenunterstand mit angehangenem Kampfraum bei Körprich
Frontal wirkende offene Maulscharte des angehangenen Kampfraumes |
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R 10a
angehangener Kampfraum |
Aachen-Saar-Programm
Anfangs waren die Städte Aachen und Saarbrücken nicht in den Schutz des Westwalls einbezogen. Kurz vor Kriegsbeginn zog man um deren westliche Stadtgrenzen eine weitere Linie, um nun auch diese Gebiete zu schützen.
Die Bauwerke gewinnen an Format, die Entwürfe sind durchdachter und rationaler angelegt. Die Eingänge werden vergrößert und mit Gittertüren statt Stahltüren verschlossen. Der Schutz des Bauwerkes findet im Bereich der Gasschleuse statt, die Eingangsgittertür kann
wiederum mittels einer Nahverteidigungsscharte von innen heraus gesichert werden. Der Wohnbereich wird für den Soldaten ebenfalls größer gestaltet (die Nutzfläche pro Mann beträgt jetzt 1 qm).
Mittels standardisierter bautaktischer Teilentwürfe für Verteidigung und Beobachtung konnte ein Regelbau leicht den Gegebenheiten und dem Kampfauftrag angepaßt werden. Dabei kommen neue Kürzel zum Tragen, um die Bauausführung deutlicher zu kennzeichnen:
a |
mit 'Flankierender Anlage' und mit Panzerbeobachtungskuppel |
b |
mit 'Flankierender Anlage', aber ohne Panzerbeobachtungskuppel
(stattdessen mit Sehrohr) |
c |
ohne 'Flankierende Anlage', aber mit Panzerbeobachtungskuppel |
d |
ohne 'Flankierende Anlage' und ohne Panzerbeobachtungskuppel
(stattdessen mit Sehrohr) |
R 115SK
Stand mit 3-Schartenturm südlich Dillingen
Anstatt des Typs 20 P7 wurde hier eine 3-Schartenkuppel 407 P9 eingebaut, daher rührt auch der rückwärtige Betonpanzer zum Schutz des Kuppelpanzers |
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R 111a
Stand mit 3-Schartenturm 407 P9
im Wald bei Schwalbach |
R 105d
MG-Schartenstand oberhalb von Beckingen.
Schartenfront mit MG-Schartenplatte 7 P7. |
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Die Bauwerksentwürfe sind bereits derart perfektioniert, daß etliche der Regelbautypen mit mehr oder weniger großen Abänderungen mangels spezieller Atlantikwall-Entwürfe an den Küsten Belgiens und Frankreichs eingesetzt werden.
Kriegsregelbauten
Diese Entwürfe nutzen die positiven Elemente des 'Aachen-Saar-Programms', wurden jedoch weiter in Hinsicht auf den Beton- und Armierungseisenverbrauch rationalisiert. Ihre Inneneinrichtung ist wieder einfacher in der Raumaufteilung.
Der "Neue Westwall"
Einige der Entwürfe des 'Aachen-Saar-Programms' und der 'Kriegsregelbauten' wurden - mangels vorliegender Neukonstruktionen - für den Grundstock beim Bau des Atlantikwalls genutzt.
Im Anfangsstadium wurde dieser als Neuer Westwall bezeichnet.
Für das Publikationsjahr 2015 planen wir einen Sonderband über die Bauten des
Neuen Westwalls. Hier soll jeder Typ mit seinem Grundriß, einer Beschreibung
sowie der Lagebezeichnung noch vorhandener Bauwerke am Westwall und am
Atlantikwall vorgestellt werden.
Hauptsächlich kamen zur Anwendung:
Kampfstände für MG
hinter Schartenplatte |
R 105, R 515 |
Kampfstände für MG
in Panzerturm |
R 110 (selten), R 112 (selten), R 114,
R
115d (nur einer auf Jersey bekannt), |
Gefechtsstände |
R 117, R 119 |
Sanitätsstand |
R 118 |
Beobachtungsstände |
R 120, R 121 (sehr selten), R 143 |
Stände für Pak |
R 139 (sehr selten), R 504, R 505, R 506 |
Mannschaftsunterstände |
R 501, R 502 |
Munitionsunterstände |
R 134, R 512 |
Fernmeldeunterstand |
R 142 (selten: Hoek van Holland, Oostvorne) |
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